Nur an wenigen Orten können Menschen in den Maschinenraum der Erde blicken, unter die obere Gesteinskruste. In Island öffnet sich die Erde, dort zeigt sich, wie neue Welten geboren werden. Island liegt auf der Naht zwischen amerikanischer und eurasischer Erdplatte im Atlantik. Entlang eines Tausende Kilometer langen Risses im Meeresboden, dem sogenannten Mittelozeanischen Rücken, strömt in Schüben Lava aus dem Boden.
Einzig in Island liegt der Mittelozeanische Rücken über dem Meeresspiegel. Dort herrscht so starker Lavafluss, dass sich die Vulkane Tausende Meter über den Meeresboden erhoben haben – Island entstand.
Mit jedem Ausbruch rücken die amerikanische und die eurasische Erdplatte ein wenig weiter auseinander. Damit entfernen sich auch die auf den Platten liegenden Kontinente – mit einer Geschwindigkeit von wenigen Zentimetern pro Jahr, etwa so langsam wie Fingernägel wachsen. Würde Kolumbus heute den Atlantik queren, müsste er bis Amerika zwölf Meter weiter segeln als vor 500 Jahren.
Der Motor der Plattenbewegung liegt unter dem Mittelozeanischen Rücken, der als breite Spalte auch durch Island zieht. Sie durchschneidet das Land von Südwesten nach Nordosten und trennt die Amerikanische Erdplatte im Westen von der Eurasischen im Osten. Sieben Kilometer klaffen zwischen beiden Erdplatten, der Zwischenraum ist zerrüttet…. (c) https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/